Instruction zweiter Abschnitt.

„Kenntniß und Gebrauch des Apparates.“

Der von Pistor verbesserte Telegraph besteht aus einem etwa 20 Fuß (6,30 m) langen Mastbaum aus Nadelholz, der senkrecht über die Plattform des Stationsturmes hinausragt. Er wurde mit 6 einzeln drehbaren Indikatoren (Flügeln, Armen) bestückt, die paarweise in 3 Ebenen sich gegenüber liegend angebracht waren.

Flügel-Stellung und die Bedeutung

Folgt demnächst.

Wie viele Codes waren möglich und wie viele wurden genutzt?

16 X 16 X 16 – 1 (3 X 0 ist kein Zeichen, sondern in Ruhe gestellt!)  = 4.095.

Die 0 ist keine Zahl sondern eine Ziffer. Sie wird nur dort verwendet, wo sie gebraucht wird: Zum Auffüllen von Code oder Chiffren.


Beschriftung der Steuerung

Damit der Telegraphist im Stations-/Dienstzimmer nichts durcheinanderbringen kann, sind um die Stellscheiben hinter den Ausrückehebeln an den Rasten auf dem Steuerbrett Ziffern und über den Stellscheiben die Buchstaben der Ebenen angebracht. 


So ist auf der Ansicht von Berlin nach Koblenz das Zifferblatt in jeder Etage von rechts oben 1 abwärts nach links oben 6 an dem am Mast befestigten Steuerbrett angeschrieben. 


Von Koblenz nach Berlin auf den Mast gesehen sind ebenso in jeder Etage, beginnend links oben mit der Ziffer 1 im Kreise abwärts nach rechts oben zur Ziffer 6 angebracht; ebenso sind die Steuerbretter mit A, B und C beschriftet. 

(s. Abb. unterhalb, Ebene C) 

„Tanz der Indikatoren“ beim Stellen der Zeichen

Alle Signale werden von Ebene A ausgehend zur Ebene B und dann zur Ebene C, nach der Reihe und jede Ebene vollständig, gestellt was auszustellen ist.


Zum nächsten Zeichen geht die Reihenfolge rückwärts von C nach A und was für das neue Zeichen erforderlich ist, bleibt gleich stehen.


Ein Zurücksetzen nach jedem Zeichen in die Ruhestellung hat nicht zu erfolgen, da dies das Ende der Übertragung bedeuten würde und auch dann erst zu erfolgen hat.


Anschläge an den Steuerscheiben

Weil die Steuerscheiben an den Naben Anschläge gegen 0° und 135° besitzen, lassen sie sich bedingt durch diese Konstruktion nur nach rechts, also linksherum, aus der Ruhestellung über 3, 2 auf 1 und auf der Koblenzer Seite nur nach rechts auf 4, 5 oder 6 stellen. Da die Seile in den Scheiben mit Nieten gegen ein Durchrutschen gesichert liegen, laufen Ausrückehebel und Indikator synchron, das bedeutet: Gleiche Stellung des Ausrückehebels und des Flügels.

Korrekte Beschriftung der Ebenen u. Fernrohre

Dadurch ist gewährleistet, dass die Kombinationen der Code grundsätzlich richtig angezeigt werden, ganz gleich auf welcher Seite man stellt oder abliest. „Nehmen alle Indikatoren parallel zum Mast die Stellung 0 senkrecht nach unten ein, um in Ruhezeiten der Belastung der Zugseile und der Luftströmung zu entgehen, wird dies als „In Ruhe gestellt.“ bezeichnet und ist kein Zeichen.

„In Ruhe gestellt“ wird generell bei vollendetem Durchlauf einer Nachricht nach dem „Schlusszeichen A 5.2“.

 

Nun soll Code C 5.2 eingestellt werden. Wie geht man vor? [Das haben die Techniker genial gelöst.] Es ist gleich auf welcher Seite man am Mast steht und in Ebene C die Ziffer 5 oder 2 einstellen will. Auf jeden Fall bleibt nämlich nur eine Möglichkeit den Indikator in der Ebene C für die 5 zu nehmen, nämlich den auf der Koblenz zugewandten Seite. Die 2 kann er nur auf der gegenüber liegenden Seite einstellen. Da die Zifferblätter auf beiden Steuerbrettern angebracht sind, kann durch den Überstand der Steuerungshebel die Einstellung sowohl von der einen als von der anderen Seite richtig abgelesen werden. (s. Abb. oben li.)


 

Die Sonderstellung der 0 (Null)


Die 0 dient, dort wo sie gebraucht wird, als Ziffer.

Eine Meldung von einer Station startet mit 

der Stations-Nr. NN

als erstem Zeichen überhaupt.


Ziffern 1 – 6 stellen in Ebene A Zehner und die Ziffern 1 - 9 Einer in Ebene B dar.

Die einfache Zeichenfolge dazu beginnt in Ebene B mit B 1. 

Dies bedeutet: Achtung! Es wird gemeldet von Station 1.


Einfache Zeichenfolge in Ebene A mit A 1 beginnend.

Die einzigen Zeichen mit einer einzigen Ziffer (0 - 9) in Ebene B werden bei einer Meldung von den Stationen 1 bis 9 aufgezogen.


Die einzigen Zeichen mit einer einzigen Ziffer (1 - 6) in Ebene A erscheinen tatsächlich bei einer Meldung von den Stationen 10, 20 30, 40, 50 oder 60.


 

So stellt das Zeichen B 1 aber auch den Code 10 für A/a dar, dies aber nur beim Buchstabieren. 

Die Ziffer 0 wird in der Ebene B (Zehner) und/oder in der Ebene C (Einer) zur Bildung von zwei- oder dreistelligen Ziffern eingesetzt und mitdiktiert und -geschrieben.

Beispiele: ag = 20, ap = 30, b = 50, d = 100, di = 106, ie/je = 200 oder hundert = 800.


Achtung! – nicht bei kombinierten Zeichen, wenn nur in einer oder zwei Ebenen ausgestellt ist, z. B. bei Code B 4.1. 

Das Signal heißt nicht A 0, B 4.1, C 0, sondern schlicht B 4.1.


Und noch etwas zum Verrtiefen. Die Codezahl 100 entspricht Buchstabe D/d und für die Zahl hundert (100) wird der Code 800 benutzt.


Die Ziffern 1 - 9 wurden, nicht nur bei den Codes für Buchstaben und Silben, sondern auch in Verbindung mit kombinierten Zeichen in allen Ebenen benutzt, allerdings nur in jeweils einer Ebene angewandt. Grundsätzlich ohne die 0. 


Beispiel für die Anwendung eines einfachen Zeichens in:


Ebene C – A 4.1 B 4.1 C 1 = Abend


Ebene B – A 4.1 B 1 C 4.1 = hoch


Ebene A – A 1 B 4.1 C 4.1 = Ruf


Im „Wörterbuch der Classe 5.2“ sind allein 918 Codes mit nur einem einfachen Zeichen in einer Etage und zwei kombinierten Zeichen in den beiden anderen Etagen enthalten. Aus der  Anzahl der verwendeten Codes spricht es dafür, dass die anderen Möglichkeiten mit zwei einfachen Zeichen und einem kombinierten Zeichen zwar hier nicht eingegliedert, aber in anderen – uns noch unbekannten – Wörterbüchern verwendet wurden. 


In der „Instruction über das Telegraphiren“ wird eindrücklich erklärt, ob aus dem „Wörterbuch der Classe 5.2“ die „allgemeine Correspondenz“ oder wann aus den anderen Büchern die Codes entnommen worden sind. Leider sind diese anderen Bücher nicht mit Titeln angegeben.

Ein Anschlag verhindert das Seilabreissen

Ein Überdrehen von 0 und 1 / 6 verhindern die Anschläge, die in der nächsten Grafik dargestellt sind, was sonst zum Abreißen der Nieten führen würde. In jeder Ebene sind bei jedem Indikator 4 Flügelpositionen möglich: 0-3-2-1 oder 0-4-5-6.

 

Die Darstellung von Chiffren

Eigentlich soll es Chiffren nur noch mit drei Elementen geben. Als Beispiel soll eine Übungs-Depesche der Station 23 Lewe im „Instructionsbuch“ dienen, die zu Übungszwecken genutzt wurde; unterhalb rechts mit zwei Elementen dargestellt. 


Die richtige Darstellung zeigt die linke Grafik: 

1. Die Bedeutung des Code, 

2. das aus Worten oder Zahlen in Ziffern codierte Zeichen und 

3. die grafische Darstellung des Zeichens, seine Gestalt. 



Die Bilder unterhalb zeigen das Titelblatt und einen Ausschnitt aus dem  

Hier sind Verschlüsselungen mit den 3 Elementen Ortsname–Chiffre–Gestalt enthalten, damit die Zeichen richtig gelesen werden können.



Das Bild mit den beiden Inspectoren vor Station Nr. 2, der Kirche in Dahlem, zeigt eine Chiffre (Code) A 4.3, B 4.1, C 4.1 und bedeutet (von) Krauseneck.